Report Heideernte
Eine Besonderheit
2020 bin ich mit einem Teil meiner Bienenvölker wieder in die Heide gewandert. In den letzten zwei Jahren hatte mich die Trockenheit davon abgehalten. Die Nutzung dieser Spättracht fordert Bienen und Imker einiges ab. Sie verlängert die Saison um weitere 6 Wochen. Dabei ist es ungewiss, ob die Mühen belohnt werden, denn alles ist immer vom Wetter abhängig. Die zurückbleibenden Völker nutzen den Monat August bereits, um sich von Sommer- auf Winterbienenvolk umzustellen. Ich unterstütze sie dabei, reduziere den Varroabefall und gebe ihnen gutes Futter. Sie dürfen sich ausruhen, während die Heidevölker noch einmal richtig fleißig sind. Mich reizt es, mit meinen Bienen in diese so andersartige Landschaft mit ihrer urtümlichen Ausprägung zu wandern. Ich empfinde es für mich und die Bienen als Horizonterweiterung.
Die Bienenvölker, die nach der Sommerhonigernte am besten aussehen, nehme ich mit in die Heide. Ich stelle sie zusammen von beinahe allen meinen Ständen. Vor der Wanderung benötigt man das richtige Fingerspitzengefühl: wieviel Sommerhonig lasse ich in den Völkern, damit sie nicht hungern müssen, wenn das Wetter schlecht ist? Zugleich muss Platz geschaffen werden für den zu erwartenden Heidehonig.
Am Rande des ältesten Naturschutzgebietes in Niedersachsen haben meine Bienen einen wunderschönen Heideplatz. Hier bleiben sie für etwa 5 Wochen.
Wieder zurück, werden die Völker geschützt aufgestellt. Dieses Jahr hatte ich großes Glück mit dem Wetter. Es könnte im September doch Tage lang regnen, dann würde der wertvolle Heidehonig Wasser ziehen.
Ein Teil der von den Waben abgefegten Bienen nimmt ein Sonnenbad am warmen Holzbalken. Sie werden später zu ihrem Volk zurückfliegen. Noch vor Sonnenaufgang beginne ich mit dem Abernten der Völker.
Die bienenfreien Waben werden in der warmen Honigwerkstatt gesammelt, bis alle Völker abgeerntet sind und die Honigernte beginnen kann.
Die Waben werden von Hand entdeckelt. Alle Abläufe in der Honigwerkstatt bei der
Heidehonigernte sind mühsam und fordern viel Geduld.
Heidehonig hat die Eigenschaft, dass er nicht fließfähig ist. Damit sich der Honig in der Schleuder aus den Waben löst, muss er vorher „gestippt“ werden. Dabei wird mit stumpfen Nadeln mehrfach in die einzelnen Zellen „gestippt“. Das ist pures Kraftraining für die Imkerin... Wie gut, dass ich mich zwischendurch immer wieder mit dem köstlichen Honigwachs stärken kann!
Jeder Eimer, der sich mit dem gesiebten Heidehonig füllt, ist ein kleiner Triumph!
Unmittelbar nach der Ernte wird der Honig in Gläser abgefüllt. So muss er später nicht noch einmal fließfähig gemacht werden. Sämtliche wertvollen Inhaltsstoffe bleiben erhalten. Weil es dieses Jahr ein gutes Jahr war, konnte ich auch Scheibenhonig ernten. Dieser hat seine Tradition noch aus der Korbimkerei, dessen Betriebsweise einzig auf die Nutzung der Heidetracht ausgerichtet war. Nur aus „Jungfernwaben“, die von den Bienen in der Heidetracht ohne Zugabe von Mittelwänden ausgebaut wurden, werden diese Honigwabenstücke gewonnen. Eine echte Rarität!